Die „kleinen Leute“ neigen aufgrund ihrer sozialen Stellung zu Minderwertigkeitsgefühlen. Diese Gefühle können aus einem Bewusstsein für ihre relative gesellschaftliche Machtlosigkeit und ihre Unsicherheiten über ihren sozialen Status resultieren. In einer Gesellschaft, die stark auf Status und Erfolg fokussiert ist, können diese Minderwertigkeitsgefühle dazu führen, dass „kleine Leute“ einen starken Drang verspüren, aufzusteigen oder sich zumindest von Menschen zu unterscheiden, die sie als sozial unter ihnen stehend betrachten.
Minderwertigkeitsgefühle und der Drang nach sozialem Aufstieg
Minderwertigkeitsgefühle entstehen häufig dann, wenn Menschen das Gefühl haben, den gesellschaftlichen Erwartungen oder Idealen nicht zu genügen. Bei den „kleinen Leuten“ kann dies durch ihre Stellung in der Gesellschaft verstärkt werden. Da sie sich oft zwischen zwei Extremen – den Reichen und den Armen – befinden, könnten sie eine Art Identitätskrise erleben. Sie sehen sich selbst als „nicht arm“, aber auch als „nicht reich“, was zu einem Gefühl der Unvollkommenheit führen kann.
Diese Gefühle können einen starken Drang nach sozialem Aufstieg auslösen. Sie versuchen, ihre Position in der Gesellschaft zu verbessern, indem sie hart arbeiten, Statussymbole erwerben oder sich in gesellschaftlichen Kreisen bewegen, die als höherstehend angesehen werden. Wenn dieser Aufstieg jedoch nicht möglich ist oder als unerreichbar erscheint, könnten sie stattdessen versuchen, ihre relative Überlegenheit gegenüber sozial tiefer gestellten Menschen hervorzuheben.
Ein Paradebeispiel dafür sind Polizeibeamte: oft zu kurz gekommen und unzufrieden mit ihren beruflichen Aussichten im erlernten, meist handwerklichen Beruf, trachten sie mit dem Wechsel in den Polizeiberuf nach höherer, mit Macht über andere Menschen ausgestatteter sozialer Stellung und dieser entsprechender Anerkennung und Geltung. Die Abwertung anderer Menschen ist sodann ihr täglich Brot.
Differenzierung durch Abwertung
Der Versuch, Unterschiede zu sozial tiefer gestellten Menschen deutlich hervorzuheben, kann zwei Formen annehmen:
- Betonung der eigenen Vorzüge: „Kleine Leute“ könnten versuchen, ihre eigenen Vorzüge zu betonen, um sich von anderen abzuheben. Dies kann durch materielle Güter, Bildung, kulturelle Werte oder sogar durch den Verweis auf eine vermeintlich „höhere“ Moral geschehen.
- Abwertung der Schwächen anderer: Eine andere Strategie besteht darin, die Schwächen oder Fehler anderer hervorzuheben. Diese Abwertung kann sich in Form von Vorurteilen, Diskriminierung oder sogar offener Feindseligkeit äußern. Ein Beispiel hierfür wäre, wenn „kleine Leute“ die Lebensweise oder Kultur von sozial oder ethnisch andersartigen Gruppen abwerten, um sich selbst im Vergleich dazu überlegen zu fühlen.
„Nach unten treten, nach oben kuschen“
Der Ausdruck „nach unten treten, nach oben kuschen“ beschreibt ein Verhalten, das bei Menschen, die sich in einer unsicheren oder mittleren gesellschaftlichen Position befinden, häufig beobachtet wird. Es beschreibt eine doppelte Strategie, die aus folgenden Komponenten besteht:
- Nach unten treten: Dies bezieht sich auf das Verhalten, Menschen, die als sozial unterlegen angesehen werden, abzuwerten oder schlecht zu behandeln. Es ist eine Art, sich selbst aufzuwerten, indem man andere erniedrigt. Dies kann sowohl im sozialen als auch im beruflichen Kontext geschehen, indem man etwa diejenigen, die weniger Macht oder Status haben, herabsetzt, um das eigene Selbstwertgefühl zu stärken.
- Nach oben kuschen: Dies bedeutet, sich gegenüber Menschen, die als überlegen wahrgenommen werden, unterwürfig zu verhalten. Dieses Verhalten resultiert aus der Angst, die eigene Position zu gefährden, und dem Wunsch, sich in den Augen der „Mächtigen“ gut darzustellen. „Kleine Leute“ könnten sich so verhalten, um Anerkennung oder Schutz von Menschen zu erhalten, die in der sozialen Hierarchie über ihnen stehen.
Fazit
Die soziale Stellung der „kleinen Leute“ kann tatsächlich zu Minderwertigkeitsgefühlen führen, die wiederum den Drang nach sozialem Aufstieg oder die Abgrenzung von sozial Schwächeren verstärken. Das Verhalten „nach unten treten, nach oben kuschen“ ist eine Strategie, die aus diesen inneren Unsicherheiten hervorgeht und darauf abzielt, den eigenen sozialen Status zu sichern oder zu verbessern, indem man gegenüber Mächtigeren unterwürfig ist und Schwächere abwertet. Diese Mechanismen sind eng mit der Dynamik von Macht, Status und sozialer Unsicherheit in einer hierarchisch strukturierten Gesellschaft verbunden.
zurich / ChatGPT-4o