http://zurich6nuvgg4gwokex5lhf2wibnmhaqlzldhckfotqvgsshxzrlweid.onion 🧅 http://zurich6nuvgg4gwokex5lhf2wibnmhaqlzldhckfotqvgsshxzrlweid.onion 📋

Schweizer Tamedia blockiert Tor

Schweizer Medien-Multi „Tx Group / Tamedia“ blockiert Zugriffe auf Online-Content über Tor-Netzwerk

Schweizer Tamedia blockiert Tor

Tor leitet den Datenverkehr verschlüsselt durch mehrere zufällige Server („Relays“) weltweit, sodass weder Beobachter (Geheimdienste) noch Zwischenstationen (ISP) nachvollziehen können, wer mit wem kommuniziert. Dadurch entsteht starke Anonymität, bei der eine eindeutige Identifikation der Webseitenbesucher:innen nicht möglich ist. Doch die Schweizer Tamedia blockiert Zugriffe auf ihre Medien über das Tornetzwerk. Sie erzwingt damit eindeutige Identifikation der Webseitenbesucher:innen.

Mit Tor und dem Tor-Browser arbeiten Journalist:innen weltweit, um Überwachung durch Behörden und Konzerne zu umgehen. Auch sind manche Medien selber über eine sogenannte Onion-Adresse des Tornetzwerks erreichbar, zum Beispiel der Britische „Guardian“.

Guardian: Keine eindeutige Identifikation der Besucher:innen, da über Onion-Adresse des Tor-Netzwerks erreichbar
Im Tor-Browser macht der linksliberale „Guardian“ ausdrücklich darauf aufmerksam, dass er über eine Onion-Adresse des Tor-Netzwerks erreichbar ist: „.onion verfügbar“ (rechts oben im Bild)
"Guardian": keine eindeutige Identifikation der Webseiten-Besucher:innen, da über Onion-Adresse des Tor-Netzwerks erreichbar

Onion-Adressen sind spezielle Internetadressen, die nur über das Tornetzwerk (The Onion Router) erreichbar sind. Diese Internetadressen enden auf „.onion“, und das Tor-Netzwerk verbirgt den Standort einer Webseite. Die Identität der Besucher:innen wird ebenfalls durch das Tornetzwerk verschleiert.

Medien freier Nationen sind, auch wenn sie selber nicht über eine Onion-Adresse ans Tornetzwerk angebunden sind, wenigstens anstandslos über das Tornetzwerk erreichbar. Würde man meinen, ne?

In der Schweiz trifft dies (bei den durch ZO überprüften 20 Schweizer Medien) nur teilweise zu, und zwar auf die rechtskonservative „NZZ“, die neurechte „Weltwoche“, auf die Onlinemedien nau.ch, watson.ch und „Republik“ sowie auf die Ringier-Medien „Blick“ und „Beobachter“.

Deutschlands Medien über Tor erreichbar

In Deutschland waren alle acht überprüften Medien auf Anhieb über Tor erreichbar: FAZ, Süddeutsche, Welt, taz, Frankfurter Rundschau, Neues Deutschland, Bild und Berliner Zeitung.

Schweizer Tamedia blockiert Tor

In der Schweiz blockieren derweil die Medien der reichweitenstärksten „Tx Group“ (vormals „Tamedia AG“) Zugriffe über das Tornetzwerk, angefangen beim „Tages-Anzeiger“:

Schweizer Tamedia blockiert Tor und erzwingt eindeutige Identifikation der Besucher:innen
Der „Tages-Anzeiger“ blockiert Zugriffe über das Tor-Netzwerk.

Es ist dies unter den Tamedia-Medien beiweitem nicht nur der Züricher „Tages-Anzeiger“, wie die folgenden Screenshots nahelegen:

Mit dem „Tages-Anzeiger“ im wahrsten Sinn des Worts gleichgeschaltet blockieren alle unter dem Dach der „Tx Group“ vereinten Klone1 des „Tages-Anzeigers“ Zugriffe über das Tornetzwerk.
Mit einheitlichem Auftritt: „24 heures“, „Basler Zeitung“, der „Bund“, „Berner Zeitung“, „Berner Oberländer“, „Landbote“, „Le Matin Dimanche“, „Thuner Tagblatt“, „Tribune de Genève“, „Zürichsee-Zeitung“, „Zürcher Unterländer“. Ihr Torauftritt ist so einheitlich wie schweizweit ihr redaktioneller Inhalt. Dazu kommen, ebenfalls im Besitz der „Tx Group“ (vormals „Tamedia AG“), die zweiwöchentliche „Finanz und Wirtschaft“ und die Gratiszeitung „20 Minuten“, beide Redaktionen übrigens am Stammsitz des „Tages-Anzeigers“ bzw. der „Tamedia AG“ (heute „Tx Group“) in Zürich domiziliert.

Ist die einheitliche Fehlermeldung auf allen Kanälen der „Tx Group“ (vormals „Tamedia AG“) Sinnbild für die vielbeschworene „redaktionelle Unabhängigkeit“ dieser einst unabhängigen lokalen Medien nach ihrer Übernahme durch die Tamedia?

Tor bietet:
Datenschutz durch Anonymisierung
• Zensurumgehung in restriktiven Ländern
Schutz vor Tracking und Netzwerküberwachung

Tor bietet nicht:
• absolute Sicherheit gegen kompromittierte Endpunkte
• Schutz vor Schadsoftware auf dem eigenen Gerät
• moralische oder juristische Bewertung des Inhalts

Von Tor profitieren:
• Journalist:innen, Aktivist:innen, Whistleblower:innen, die sicher kommunizieren müssen,
normale Nutzer:innen, die schlicht Privatsphäre wollen,
• Webseitenbetreiber:innen, die ihre Dienste zensurresistent anbieten möchten.

Nicht profitieren – oder sogar verlieren – tun:
Datenhändler, Werbenetzwerke und Überwachungsbehörden,
• Regierungen oder Konzerne, die Kontrolle über Informationsflüsse beanspruchen,
• Nutzer:innen, die Tor missverstehen und es für Schutz vor eigenem Fehlverhalten halten.

(ChatGPT)

Eindeutige Identifikation der Webseitenbesucher:innen

Von den vorgenannten Tamedia-Medien sind ausnahmslos alle, die auch als Epaper veröffentlicht werden, über das Tornetzwerk erreichbar. Das heißt, ihre Subdomain „epaper“ ist erreichbar. Sie sind also erreichbar, sofern das Epaper geladen wird. Dies verrät, worum es den Herren der Tamedia mit der Tor-Blockade geht:

  1. Insofern, als Epaper grundsätzlich nur exklusiv registrierten Abonnent:innen zugänglich sind, liesse sich daraus schliessen, dass den Herren der Tamedia anonymes Lesen „ihrer“ Zeitungen ein Dorn im Auge sein muss. Denn hier, beim Zugriff auf die Webseiten der Tamedia-Medien, werden eindeutige Nutzerprofile erstellt und der Marketing-Branche gegen Bares verkauft. Die Unternehmenseinheit der Tx Group in diesem Business heisst Goldbach Media AG. Sie benötigt für ihr Geschäftsmodell natürlich eine eindeutige Identifikation der Webseitenbesucher:innen. Die Epapers hingegen sind für Werbekunden weniger interessant hinsichtlich Webtracking und Analysen. Doch bezahlen Abonnent:innen für Epapers, was den Wertverlust des Epapers für Werbekunden kompensiert.
  2. Die tiefere Analyse der Dynamiken erfordert ebenfalls eindeutige Identifikation der Webseitenbesucher:innen. Erkenntnisse darüber, wie die Leser:innen mit den Tamedia-Webseiten interagieren, helfen beispielsweise dabei, Nachfragetrends besser zu entsprechen.
  3. Die Tamedia könnte mit der Tor-Blockade versuchen, Geoblocking für ihre Medien durchsetzen.
    Dabei fiele allerdings auf, dass ihre Medien über die (zwei von ZO getesteten) kommerziellen VPN-Dienste aktuell alle erreichbar sind. Anscheinend wird ausschließlich der Community-basierte Tordienst blockiert.2
Gesamtnationale intermediale Reichweiten der TX Group-Titel (Print + Online) 2025

Die folgende von ChatGPT recherchierte und erstellte Tabelle gibt einen Überblick über die durchschnittlichen täglichen Nettoreichweiten (Print + Online) ausgewählter Zeitungen/Medienmarken der TX Group: 📊 (ca. 2.5 Mio Print-Reichweite für gesammelte Tx Group, im Vergleich zu rund 275 Tsd. für Blick und rund 200 Tsd. für die NZZ).

Als Quellen dienen die WEMF-Studien – insbesondere MACH Total Audience für crossmediale Zahlen – sowie Mediapulse Online Content Audience Data für Online-Nutzungsdaten. Wo eine offizielle intermediale Reichweite verfügbar ist, wird diese direkt angegeben. Andernfalls werden Print- und Online-Reichweite getrennt ausgewiesen. Die angegebenen Werte beziehen sich – soweit verfügbar – auf die neueste Erhebungswelle (Publikation Frühjahr 2024 oder 2025) und gelten pro Durchschnittstag. Alle Reichweiten verstehen sich in Tausend Personen (Netto), gerundet.

(ChatGPT; ohne Gewähr)

Final Thoughts

Anhaltende Verbindungsprobleme über das Tornetzwerk gab es zudem bei der traditionell arbeiternahen Schweizerischen Wochenzeitung (WOZ):

Auch hier: die WOZ war über die kommerziellen VPN-Dienste erreichbar, nicht aber über das Tornetzwerk. Vielleicht derselbe Webhoster wie die Tamedia-Medien?

http://zurich6nuvgg4gwokex5lhf2wibnmhaqlzldhckfotqvgsshxzrlweid.onion Der Zurich Observer ist übrigens ab sofort auch unter einer Onion-Adresse erreichbar - siehe Blog-Header. 📋


Fußnoten

  1. Der Inhalt dieser Medien ist heute tatsächlich schweizweit größtenteils gleichgeschaltet:
    Die sogenannte Mantelredaktion – personell und technisch aus der ehemaligen Redaktion des Tages-Anzeigers hervorgegangen – sitzt in Zürich und liefert heute den Löwenanteil des redaktionellen Inhalts für praktisch alle Tageszeitungen der Schweiz.
    In den vergangenen zwanzig Jahren hat die aus dem Tages-Anzeiger hervorgegangene Tamedia AG – weitgehend unbehelligt von der schweizerischen Wettbewerbskommission (WEKO), der staatlichen Aufsichtsbehörde für Markt und Wettbewerb – schrittweise Zeitungen in der ganzen Schweiz übernommen.
    Als Krönung dieses Medienimperiums schluckte Tamedia schließlich auch die Goldbach Media, über die sie heute das größte nationale Werbenetzwerk im eigenen Haus betreibt.
    Einen konzisen Überblick über das Medien-Geflecht der Tx Group gewährt die Wikipedia. ↩︎
  2. NB: Auch kommerzielle VPN-Dienste können Werbung und Tracking blockieren. Entweder hat das Tamedia-Management dies übersehen. Oder es gibt einen anderen Grund, speziell das Community-basierte, nicht-kommerzielle Tornetzwerk zu blockieren. ↩︎